»Ich fand es immer faszinierend, der Frage nachzugehen, wie die ›großen Weltereignisse‹ auf Otto Normalverbraucher wirken, um gleichsam widerzuspiegeln, wie die Menschen mit den Ereignissen, die vermeintlich über sie kommen, umzugehen versuchen.«

Andreas Pittler, 1964 geboren, ist promovierter Historiker und ein ›waschechter‹ Wiener. Für seine schriftstellerische Tätigkeit verlieh ihm der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer im Jahre 2006 das ›Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreichs‹. Bis heute hat Pittler insgesamt dreiundzwanzig Sachbücher, zumeist historischen Inhalts, neun Romane und zwei Bände mit Kurzgeschichten geschrieben. Zudem verfasste er Biographien, u.a. über den österreichischen Politiker Bruno Kreisky, den irischen Schriftsteller Samuel Beckett und die britische Künstlergruppe Monty Python. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich Pittler mehr auf das Schreiben von Belletristik, wenngleich er auch weiterhin Sachbücher veröffentlicht. So ließ der Autor in den Jahren 2000 bis 2006 Henry Drake, einen tollpatschigen Privatdetektiv, der gerne so wäre wie Hercule Poirot, ermitteln. Eine Figur, die »auf vielen Reisen durch England in den 90er Jahren« entstanden war. Anders verhält es sich mit der Figur ›David Bronstein‹. Dieser ist ein Kriminalist jüdischer Herkunft. ›Bronstein‹ ermittelt im Wien der jüngeren Zeitgeschichte. »›Bronstein‹ war eigentlich ein ›Nebenprodukt‹ meiner Arbeit als Historiker, als ich 2002/03 an einem dicken Band über die letzten Jahre der Donaumonarchie arbeitete. Mir war es wichtig, darauf zu verweisen, wie viele ›jüdische‹ Mitbürger es im Wien der 1. Jahrhunderthälfte gab, die sich selbst als ›Protestanten‹ oder gar ›Deutsche‹ sahen – und erst von den Nazis wieder zu Juden ›gemacht‹ wurden. Auch Freud, Adler oder Schnitzler hätten sich selbst nicht mehr als Juden verstanden. Dass ›Bronstein‹, ein vollkommen assimilierter Beamter jüdischer Herkunft, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, da ganz besondere Erfahrungen machen muss, liegt auf der Hand. Denn indem ich meinen Bronstein dazu nötige, sich mit seiner Herkunft auseinanderzusetzen, hoffe ich, auch die Leserschaft in diesem Punkt zum Nachdenken zu bringen…«
DieTitel der bisherigen Bronstein-Reihe tragen durchweg jiddische Namen: ›Tacheles‹, ›Ezzes‹, ›Chuzpe‹, ›Tinnef‹ und (demnächst) ›Zores‹.
Pittler (›bekennender‹ Wiener) über Live-Lesungen: »Mein Platz ist die Bühne, da das ›geschriebene Wienerisch‹ erst dann voll aufblüht, wenn es im Rahmen einer Lesung vorgetragen wird. Wie sich das dann anhört?«
Hörprobe: n1 casino login
Andreas P. Pittler lebt in Wien.
Aktuelle Veröffentlichung: ›Tinnef‹ Ein neuer Fall für Kommissar Bronstein, Echomedia Buchverlag Ges.M.B.H. 2011, ISBN-13: 978-3902672353
Weitere Informationen über Andreas P. Pittler unter www.andreaspittler.at
Geschrieben von Alessa Schmelzer